Mittwoch, 8. April 2009

Das Finden meiner Mutter

Ich hatte in den letzten Tagen mal wieder ein bestimmtes Buch gelesen (oder um fair sein zu können, große Teile, wenn auch nicht jede Seite des Buches), welches aus bestimmten Gründen zu meinen Lieblingsbücher gehört, wenn es auch nicht nobelspreisverdächtig geschrieben ist oder so unglaublich tief und komplex wie ein Eco, Pynchon, Böll, Kafka, Dostojewski oder Marquez. Es ist einfach gut. Einerseits verbinde ich eine weitere Gedächtnisleistung meinerseits mit dem Buch, andererseits berührt es mich auf sehr vielen Ebenen. Aber erst etwas zum Inhalt:

Die Mitte der Welt

Phil lebt kein gewöhnliches Leben. Seine Mutter Glass ist etwa vierunddreißig (ihr Alter wird nie genannt, aber rein rechnerisch dürfte meine Annahme richtig sein), hat ihn und seine Zwillingsschwester Dianne mitten in Schnee und Eis vor siebzehn Jahren geboren, gerade erst im Land auf der Flucht aus Amerika in der Hoffnung bei ihrer Schwester leben zu können, welche jedoch kurz vor ihrer Ankunft zu Tode gestürzt ist. Dank der (lesbischen) Anwaltsgehilfin Thereza geht allerdings alles glatt (sie soll übrigens zu Glass engster Freundin und Phils Mentorin werden). Glass richtet sich mit ihrer Familie im ihr vererbten gewaltigen Gemäuer ein, welches den Namen Visible trägt.
Visible steht an einem Fluss, welche das Haus von einem winzig kleinen Dorf trennt. Dort leben die “Jenseitigen”, auch “kleine Leute” genannt, die Glass und ihre Brut von Anfang an mit Misstrauen begegnen. Ihr junges Alter, der Alleinerziehen, die Vaterlosigkeit der Kinder, Glass sehr freier Erziehungsstil (so gehen Dianne und Phil auch einmal als kleine Kinder ohne Mantel und Handschuhe durch den Schnee zur Schule, nur weil sie sich das so wünschen) und vor allem ihre vielen Liebschaften (sie hält es selten länger als ein paar Mal mit einem Mann aus und wandert dann gleich zum nächsten) sind den Dorfbewohnern ein Dorn in Auge. Das Verhalten der Eltern beeinflusst die Kinder, Glass Verhalten das der Zwillinge, denn ihr ist es scheißegal was andere von ihr halten. So leben Phil und Dianne das Dasein von Außenseitern, werden als Hexenkinder verschrien und müssen sich mit teils sehr rabiaten Methoden gegen Angriffen wehren. Phils Zugehörigkeit zu dieser engstirnigen Gruppe wird aufgrund seiner sich schon früh zeigenden Homosexualität noch weiter erschwert.
So begleitet man den nun schon siebzehn jährigen Phil vom Ende des Sommers bis zum Beginn des neuen Jahres und lauscht (er fungiert als Icherzähler) seinen Geschichten (und denen der Dorfleute), erfährt von den wenigen Konstanten in seinem Leben (wie Thereza, seine beste Freundin Kat - die ein sehr eigenwilliges Verständnis von Freundschaft hat-, Glass Cousin Gale - von dem Phil sich als kleines Kind wünschte, dass er sein Vater sei - oder dem philosophischen Mathelehrer Händel), kommt vergangenen Geheimnissen auf die Spur (welche die Situation zwischen ihm, der unglaublich schweigsam-verschlossenen Dianne und Glas aufklären) und begleitet ihn bei seiner aufkeimenden Liebe zu dem mysteriösen Nicholas, der so anders zu sein scheint.

Das Buch mag so vielleicht nicht besonders anhören, ist es aber durchaus. Es ist schön geschrieben, spielt mit gängigen Klischees übertreibt es meiner Meinung nach damit aber nicht (sondern macht sich über diese lustig), zeichnet gute Charaktere usw.usw. Es ist handwerklich einfach gut.
Und auf emotionaler Ebene:
Zu aller erst war es vor einer halben Ewigkeit (vier Jahre oder so), dass ich das Buch einmal für einen winzig kleinen Moment in der Hand und hatte die Beschreibung auf dem Buchrücken gelesen und demzufolge, dass der Hauptcharakter schwul ist. Dann musste ich das Buch auch schon wieder zurücklegen. Wirklich vergessen habe ich es aber nie, was dazu führte, dass ich irgendwann dazukam es mir zu kaufen. Soviel zu meiner Geschichte mit diesem Buch. Aber das ist noch nicht alles.
Was mich an dieser Geschichte anzieht, ist die Ähnlichkeit, die ich in Phil und in mir sehe. Eine ähnliche Art zu denken, das Außenseitertum und die Schwierigkeiten Kontakte zu knüpfen und anderen zu Vertrauen, die Kommuniaktionsprobleme. Die Homosexualität und die daraus - trotz problemloser Akzeptanz der Situation - immer wieder herauswachsende Unsicherheit. Das Gleichzeitige verwerfen fremder Meinung (was sich jedoch immer wieder als eine Art Schein entpuppt). Gesten, wie er auf bestimmte Situationen reagiert, in so vieles davon sehe ich mich einfach in irgendeiner Facette meines Seins und es berührt mich einfach immer wieder. Und wieder. Und wieder. Was ihm passiert. Ich verstehe es einfach, weil es in verschiedensten, abgewandelten Formen auch mir passiert (bzw. bilde ich mir das eins). Es trifft einfach vieles von dem, worüber ich mir selbst Gedanken gemacht hatte. Das Buch findet zu mir einen Zugang, wie es nur wenige schaffen.
Dazu kommen aber noch weitere Similaritäten, wie z.B. dass Kat (einen Charakter den ich ganz und gar nicht leiden kann und der mich immer wieder anpisst) einer sehr engen Freundin von mir ähnelt. In erschreckender Art und Weise verhalten sich beide nach demselben Muster (wenn die real-life Person sich nicht ganz so übertrieben gibt). Und so wie Phil ihr gewisser Weise am Ende den Rücken kehrt, ist es zwischen ihr und mir ebenfalls zu einem “entfremden” gekommen, wo sich noch wird zeigen müssen, wie das ganze letztendlich endet. Oder die Beziehung zwischen Phil und Nicholas und was sich Phil erhofft und dass das was er erhält der Hoffnung nicht entspricht. Hier sind es Ähnlichkeiten zur Beziehung zwischen mir und meinem Freund (wobei erneut nicht so dramatisch-schlimm, und trotzdem wunderwunderschön). Und das habe ich erst jetzt gesehen, nach dem zigsten Lesen. Einfach Hammer, wie ich so was immer wieder finde.
Es gibt nur zwei Dinge, die mich an diesem Buch stören:
Das viel zu offene Ende, da ich wissen möchte wie es weitergeht. Und das viel zu kurze Nachwort^^
Ich liebe dieses Buch einfach.

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Ansonsten ist in den letzten sieben Tagen nicht besonders viel passiert. Ich habe Ferien und fahre zu meiner Großmutter, was schön aber auch langweilig werden wird. Gestern war ich in einem Fechtverein dem ich beitreten möchte und es was einfach schön nach so vielen Jahren (dürften fünf oder sechs sein) wieder einen Degen in der Hand zu haben und “aufgespießt” zu werden. Das einzige Problem war der davorige Schulsport, welcher mich ziemlich geschafft hatte (und beim Weitsprung habe ich mir etwas leicht gezerrt). Die Beinarbeit vor dem eigentlichen Fechten war da schon sehr anstrengend. Aber danach war es einfach klasse. Ich hoffe ich ziehe es durch und verfolge das weiter. Ach was. Ich werde es weiterverfolgen J
Das war’s für erste. Sorry, dass der Beitrag etwas unstimmig wirkt, aber ich hab ihn in drei Anläufen geschrieben, weshalb das meiste fehlt, was da eigentlich rein soll XD
ENDLICH FERIEN!!!!!!

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